Buchkritik: «Der Spanienkrieg 1936–39»
Ein Überblick mit Schlagseite
2. November 2012 | Anarchistinnen, Kommunisten und Bürgerliche verteidigten die spanische Republik. Aber nicht immer kämpften sie miteinander, wie ein neues Buch auf eigene Weise zeigt.
Schon wieder ein Buch über diesen Konflikt, der die internationale Arbeiterbewegung wie kaum eine andere Auseinandersetzung beschäftigte. Muss das sein? Gibt es nicht schon genug Abhandlungen über den Spanischen Bürgerkrieg? Und war das überhaupt ein Bürgerkrieg? Der Autor Peter Rau rüffelt schon in der Einleitung die Linke für die Verwendung dieses Begriffs – nicht ganz zu Unrecht. Schliesslich war der Krieg nur in den ersten Tagen eine innerspanische Angelegenheit gewesen. Aber nicht deswegen hat Rau nun ein neues Buch zum Spanienkrieg vorgelegt. Ihm ging es vor allem darum, die Rolle der oft kritisierten KommunistInnen und der Komintern in das – seiner Ansicht nach – richtige Licht zu rücken.
Rau beschreibt in seinem faktenreichen, auf viele Sekundärquellen gestützten Büchlein die wechselhafte Vorgeschichte von der Ersten Republik (1873/1874) über die Ausrufung der Zweiten Republik 1931, deren nicht eingelöste Versprechen, den Sieg der konservativ-republikanischen Kräfte 1933, die Oktoberrevolution 1934 in Asturien bis hin zum Wahlerfolg der linken Volksfront 1936, gegen die Francisco Franco putschte. Er erläutert, dass ohne die Nichteinmischungspolitik von Britannien und Frankreich, ohne die direkte militärische Unterstützung von Nazideutschland und Mussolinis Italien die Putschisten erfolglos geblieben wären. Und er verschweigt auch nicht die arg eigennützige Politik der Sowjetunion und die dubiose Rolle, die Stalins Agenten spielten. So gesehen bietet das Buch eine verdienstvolle Zusammenfassung der Geschehnisse.
Dennoch hat es eine gewisse Schlagseite. Es konzentriert sich stark auf die militärischen Abläufe, kritisiert die kriegerische Ineffektivität der angeblich (und manchmal tatsächlich) undisziplinierten AnarchistInnen, geisselt die Politik der nichtstalinistischen MarxistInnen von der Partei POUM als «kontraproduktiv» und belächelt alle Versuche, nicht nur die Demokratie und die Republik zu verteidigen, sondern gleichzeitig auch die soziale Revolution voranzutreiben. Dabei hätte dieser Ansatz mancherorts – etwa in Barcelona – durchaus Chancen gehabt, wenn er nicht von den konterrevolutionären KommunistInnen hintertrieben worden wäre. Vor allem aber unterschlägt das Buch komplett die Frauen, etwa die Mujeres Libres, deren Bedeutung Vera Bianchi in ihrem Buch «Feministinnen in der Revolution» (2003) hervorgehoben hat. Das dürfte einem linken Autoren und einem linken Verlag heutzutage eigentlich nicht mehr passieren. (pw)
Peter Rau: «Der Spanienkrieg 1936–39». PapyRossa Verlag. Köln 2012. 132 Seiten. 9.90 Euro / Fr. 14.90.