Indien: Schikane beim Autohersteller Maruti Suzuki
Seit einem Jahr in Haft
18. Juli 2013 | Der internationale Gewerkschaftsverband industieALL lanciert eine Kampagne zur Unterstützung indischer AutomobilarbeitrerInnen.
Vor genau einem Jahr, am 18. Juli 2012, kochte im Manesar-Werk von Maruti Suzuki die Stimmung über: Arbeiter stürmten die Büros, schlugen auf Manager ein und steckten Gebäude in Brand; der Personaldirektor starb in den Flammen. Über Jahre hinweg hatten sich die Arbeitsbeziehungen im grössten Autokonzern Indiens (Produktionskapazität: 1,4 Millionen Fahrzeuge, rund 35 Prozent Marktanteil) verschlechtert. Die Beschäftigten forderten höhere Löhne (Einstiegslohn: umgerechnet 200 Franken) und eine Festanstellung der vielen LeiharbeiterInnen, die oft nur die Hälfte des Mindestlohns für reguläre Belegschaften bekamen. Doch das Unternehmen, grossteils im Besitz des japanischen Fahrzeugherstellers Suzuki, gab nicht nach. Als dann auch noch ein Arbeiter gefeuert wurde, weil er seinen Vorgesetzten verprügelt haben soll, kam es zum Aufstand.
Seit diesen Ereignissen sitzen 147 Beschäftigte im Gefängnis von Gurgaon, darunter die gesamte Führungsspitze der Betriebsgewerkschaft, und 10 weitere in einer anderen Haftanstalt. Ihnen wird Mord und Sachbeschädigung vorgeworfen. Bisher lehnen die Behörden des von der Kongresspartei regierten Bundesstaats Haryana eine Freilassung auf Kaution ab. Ausserdem feuerte die Geschäftsleitung des Werks nahe Delhi 2300 ArbeiterInnen, darunter 550 Festangestellte. Seither organisieren indische Gewerkschaftsverbände und die Belegschaften anderer Autofirmen Aktionstage mit Kundgebungen und Sit-ins. Sie verlangen eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle vom 18. Juli 2012, eine sofortige Freilassung der Inhaftierten, Wiedereinstellung der Entlassenen, Anerkennung der Gewerkschaft. Am Donnerstag, dem ersten Jahrestag, wollen Angehörige und SympathisantInnen in einen unbegrenzten Hungerstreik treten.
Zur Unterstützung ihrer Forderungen hat nun Labourstart im Auftrag des internationalen Gewerkschaftsverbandes industriAll eine Online-Solidaritätskampagne lanciert. Mitmachen hilft den Bedrängten. (pw)
