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Britannien: Milliarden für Hinkley C

Teurer Atomstrom bis 2058

22. Oktober 2013 | Die britische Regierung lässt wieder AKWs bauen – von französischen und chinesischen Firmen. Und bittet die StromkundInnen zur Kasse.

Die Information war ihm so wichtig, dass er in aller Frühe die Medien zu sich bat. «Dies ist ein sehr grosser Tag für unser Land», sagte der britische Premierminister David Cameron am Montagmorgen. Kurz zuvor hatte die konservativ-liberale Regierung einen Vertrag über den Bau von zwei Atomreaktoren am Hinkley Point, Grafschaft Somerset, unterzeichnet. Erstmals seit zwanzig Jahren werden in Britannien wieder neue AKWs gebaut. Hinkley ist der Standort von bisher zwei Atomanlagen – der 2000 stillgelegten Anlage A und der Anlage B, die mehrfach ausgefallen war und 2017 abgeschaltet werden soll.

Verantwortlich für den Bau und den Betrieb von Hinkley Point C sind der französische Energiekonzern EDF und zwei chinesische AKW-Unternehmen, alles mehrheitlich Staatsbetriebe. «Der exzellente Deal», so Cameron, werde die Steuerzahlerinnen nichts kosten. Aber er kommt die Stromkonsumenten teuer zu stehen.

Nach Fertigstellung (geplant im Jahr 2023) garantiert die Regierung den AKW-BetreiberInnen 35 Jahre lang einen Strompreis von elf Cent pro Kilowattstunde – das ist doppelt so viel, wie derzeit in Britannien für Strom gezahlt wird; später soll der Preis jährlich um die Inflationsrate steigen. Zudem übernimmt der Staat auch noch Kreditgarantien für den Bau der beiden 1600-Megawatt-AKWs (projektierte Baukosten: etwa 16,4 Milliarden Euro). Sollten, wie zu erwarten, die Reaktoren teurer werden, kommen also doch noch Rechnungen auf die Steuerzahlenden zu.

Der Vertrag, den künftige Regierungen nicht kündigen dürfen, verschafft EDF eine Rendite von schätzungsweise zehn Prozent. Bisher betreibt das Unternehmen in Britannien zwei Kohle- und acht Atomkraftwerke und gehört damit zu den sechs grossen Energiekonzernen im Land, die jetzt zum Winteranfang die Strompreise um rund zehn Prozent erhöht haben oder noch anheben werden. EnergieexpertInnen und Umweltgruppen kritisieren vor allem die hohen Atomstromkosten. Dadurch blieben für die Entwicklung erneuerbarer Energien kaum noch Mittel, argumentiert Greenpeace UK.

Obwohl auch in Britannien die Atommüllfrage ungelöst ist, befürworten – bis auf die Grünen – alle Parteien den Ausbau der Atomenergie. Dabei haben sich in jüngsten Umfragen nur 42 Prozent der Bevölkerung für neue Atomkraftwerke ausgesprochen; eine überwiegende Mehrheit bevorzugt die Nutzung erneuerbarer Energien. Dennoch wechselte die früher atomkritische Labour-Partei unter Tony Blair ins Lager der BefürworterInnen. Die kleinere Regierungspartei der LiberaldemokratInnen vollzog denselben Schwenk vor einem Monat: Ihr Energieminister Ed Davey unterzeichnete jetzt den Vertrag, dem noch weitere folgen sollen.

Mehr Informationen über den lokalen Widerstand in Somerset bietet die Website Stop Hinkley. (pw)